Naturraum Hellerau
Eigentlich ist eine Brache nichts Schlechtes, viele Insekten und Wildpflanzen brauchen Brachen. Ohne menschliches Tun wird
aber jede Brache erst Buschland und schließlich Wald. Artenreiche Wiesen sind Kulturlandschaften, entstanden durch eine extensive Landnutzung
magerer Flächen. Kein Dünger, selten und schonend gemäht. Das Gegenteil von intensiver Bewirtschaftung. Eine Brachfläche südlich der Hellerauer
Karl-Liebknecht-Straße zwischen Sportplatz und Heideweg war seit längerem im Fokus des Vereins Bürgerschaft Hellerau e.V.. Mitglieder im
Bürgerverein erarbeiteten ein Gestaltungs- und Nutzungskonzept mit dem Ziel, das Gelände in einen vielfältigen Naturraum zu entwickeln.
Der Plan kombiniert gärtnerisch genutzte Flächen mit Streuobstwiese und naturbelassenen Bereichen. Der Eigentümer der Fläche, die Stadt Dresden,
stimmte zu. 2016 wurde eine Arbeitsgruppe „Naturraum Hellerau“ gegründet, die sich seither um die Entwicklung der Fläche gemeinsam mit dem für das
Dresdener Stadtgrün zuständigen Amt kümmert. Mittlerweile sind die Bäume angewachsen, ein Brunnen ist gebohrt und ein Gerätehaus errichtet.
Die Aussaat von regional typischen Wildblumen ließ eine artenreiche Blühwiese entstehen. Auch ein Mähkonzept, welches Insekten eine Chance gibt auf der Wiese zu überleben,
wird umgesetzt. Das klingt so einfach, ist aber mit vielfältiger, engagierter und ehrenamtlicher Arbeit der Mitglieder und Unterstützer der
Bürgerschaft verbunden. Wenn die Natur in Zukunft weiter ihren Lauf nehmen kann, nur behutsam unterstützt von pflegender Hand, sollte der
Naturraum seinen Namen zu Recht tragen.
V. l. n. r.: Naturraum im Juli 2018 und Anfang Mai 2025, Blühwiese Ende Mai 2025
Der Insektengarten
Auf Initiative der Gruppe Biene, Fledermaus und Co. im Bürgerverein erhielt der Naturraum im März 2022 einen gestalteten Lebensbereich für Insekten.
Es wurde gegraben, geschaufelt, gesiebt, Erde verteilt, Bagger gefahren, beraten, Steine gesammelt und als Beetbegrenzung ausgelegt und eigene Ideen eingebracht.
Ein Naturzaun umschließt eine Magerrasenfläche, eine Lehmgrube, zwei nährstoffreichere Hügel, mehrere thematische Beete und eine Trockenmauer.
Eine Nisthilfe für Wildbienen ist voller Leben. Eine Reihe von für Insekten attraktiven Einzelarten, die an den Randbereichen ausgesät wurden, haben sich etabliert und
liefern jährlich Ableger, die an interessiert Gartenbesitzer vergeben werden. Der erste Hügel wird von einer artenreichen Wiese bedeckt. Der zweite Hügel ist eine Rosenpracht,
natürlich nur ungefüllte Sorten. Gefüllte Arten sind für Insekten meist wertlos, einzig Blattläuse finden sie toll. Dazwischen können wir den Findling in der Lehmgrube bewundern.
An den Rosenhügel schließt sich eine kleine Magerwiese an. Neben der Magerwiese ist die Trockenmauer als Nist- und Schutzraum für Insekten und Eidechsen entstanden.
Der liebevoll gepflegte und mit viel Sachkunde angelegte Insektengarten ergänzt die Streuobstwiese ganz wunderbar.
V. l. n. r.: Insektengarten im März 2022 und im Mai 2025, der Rosenhügel mit blühendem Thymian
Blühpflanzen auf der Streuobstwiese 1
Im März sind Blüten noch rar auf der Wiese, das Scharbockskraut (Ficaria verna) lockte hier ein Männchen der Aschgrauen Sandbiene (Andrena cineraria)
mit seinen Blüten. Sie nisten an trockenen und vegetationsarmen Standorten in selbstgegrabenen Erdnestern. Scharbockskraut wird auch Feigwurz genannt. Sein deutscher Trivialname
leitet sich von der Verwendung als Heilpflanze ab. Seine Vitamin-C-haltigen Blätter wurden früher nach dem Winter gegen Skorbut (Scharbock) eingenommen.
Im zeitigen Frühjahr blühen auch die Taubnesseln. Eine unterschätzte Pflanze, in den Gärten oft als “Unkraut” verdrängt. Schon die älteren, regionalen Namen Bienensaug oder
Honignessel sagen viel. Die Taubnessel ist komplett essbar und war früher als Heilpflanze beliebt. In dem kleinen Nesselfeld tummelten sich schon Anfang April die frisch geschlüpften
Königinnen der Ackerhummel.
Fingerkraut ist eine sehr große Pflanzengattung mit bis zu 500 Arten. Das Frühlings-Fingerkraut ist bei uns am meisten verbreitet und kommt häufig vor.
Es ist eine mehrjährige Pflanze. Die gelben Blüten erscheinen zwischen März und Juni, manchmal auch im Spätsommer und Herbst ein zweites Mal. Die handförmigen Blätter haben meist
5 Enden, daher der Name. Fingerkraut wächst auf sandigen Trockenwiesen, an Wegrändern und Felshängen. Vom Frühlings-Fingerkraut gibt es mehrere Unterarten.
V. l. n. r.: Scharbockskraut mit Aschgrauer Sandbiene, Taubnessel mit Ackerhummel-Königin, Fingerkraut mit Wegerich-Scheckenfalter